VEB Vereinigte Wettspielbetriebe, 1963-1990
Zentraler Lotto- und Toto-Veranstalter der DDR
Bereits im Jahre 1945 wurde eine Sächsische Landeslotterie gegründet; 1953 und 1954 folgten Toto und Lotto. 1963 wurde der ›VEB Vereinigte Lotterie-Betriebe Leipzig‹ gebildet, in dem bis 1968 der ›VEB Zahlenlotto‹, die ›Berliner Bären-Lotterie‹ und die Sächsische Landeslotterie aufgingen. Durch Anordnung vom 20.4.1968 wurden der ›VEB Vereinigte Lotterie-Betriebe‹ und der ›VEB Sport-Toto Berlin‹ zum ›VEB Vereinigte Wettspielbetriebe‹ mit Sitz in Berlin/DDR zusammengeschlossen. Dieser veranstaltete nun eine Reihe von regelmäßig ausgeschriebenen Wettspielen mit wöchentlicher Ziehung: Zahlenlotto ›5 aus 90‹; Lotto-Toto ›4 aus 45‹; das Sportfest-Toto ›6 aus 49‹; das Fußball-Toto; die Losbrief-Lotterie
›Fortuna-Expreß‹ sowie das seit Januar 1972 mit einer eigenen 20minütigen Fernsehshow eingeführte, sehr beliebte Tele-Lotto ›5 aus35‹.
Die Spieleinsätze beliefen sich in den 80er Jahren auf über 20 Mio. Mark pro Woche; insgesamt wurden von November 1953 bis Mitte der 80er Jahre in diesen Wettspielarten ca. 25 Milliarden Mark umgesetzt.
Von den Überschüssen der Wetteinnahmen wurden 60 Prozent als Gewinne ausgeschüttet und 40 Prozent der Volkswirtschaft zugeführt. So wandte man Anfang der 60er Jahre für den Auf- und Ausbau von Freizeit- und Erholungsstätten beträchtliche Mittel auf, etwa für den Tierpark Berlin oder für Freibäder.
In der Geschichte des Lotteriewesens der DDR wurden neben den regelmäßigen Wettspielen mit Wochenziehung auch in zunehmenden Maße Sonderlotterien mit Sachgewinnen veranstaltet. So nahm der V. neben den sich wiederholenden Jahrestagen der Staatsgründung oder anderen politischen und gesellschaftlichen Höhepunkten wie z. B. den Nationalen Jugendfestivals der FDJ auch die völlig unpolitischen Jahreswechsel zum Anlaß, um mit der beliebten ›Glücksrakete‹ zusätzliche Urlaubsreisen, Farbfernsehgeräte, Autos der Marken ›Trabant‹ und ›Wartburg‹ sowie Bargewinne bis zu 100000 Mark auszuschütten.
Auflösung/Ende:
Mit der Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion verloren die Wettspiele der DDR zunehmend an Attraktivität. Das war zum einen den verlockenden Höchstgewinnen westdeutscher Toto-Wetten und Lotterie-Spiele zuzuschreiben, die viele traditionelle »Osttipper« bewogen, ihr Geld nun bei Anbietern aus dem Westen zu »investieren«. Zum anderen wurden im Frühjahr 1990 der ›Ostdeutschen Lotto GmbH‹ (OLG), die sich als Nachfolgeeinrichtung des V. gebildet hatte, schrittweise die Konzessionen entzogen. Bereits am 31.3.1991 mußte sich die OLG aus dem Ostteil Berlins verabschieden, weil der Senat von Berlin ihr die Konzession nicht verlängert hatte. Bis zum 30.9.1992 gab es aber für Ostberliner Dauerspieler, die ein Abonnement bei der ›Sächsischen Lotto GmbH‹ hatten, noch die Möglichkeit, das beliebte »Ostlotto« weiterzuspielen. Am 28.4.1992 beschlossen dann die Finanzminister der fünf neuen Bundesländer die Einstellung der noch existierenden Wettspiele zum 30.9.1992; davon betroffen waren ›Tele-Lotto‹ (Wochenumsatz ca. 6 Mio. Mark), ›6 aus 49‹ (Wochenumsatz ca. 3,2 Mio. Mark) und ›5 aus 45‹ (Wochenumsatz ca. 0,6 Mio. Mark).
[Lexikon der Organisationen und Institutionen: VEB Vereinigte Wettspielbetriebe, S. 1 ff. Digitale Bibliothek Band 32: Enzyklopädie der DDR, S. 9989 (vgl. DDR-Org. u. Inst., S. 1079 ff.) (c) 1994 by Rowohlt Taschenbuch Verlag]