Der Grafiker Horst Geil.
1919 in Chemnitz geboren gestaltete Horst Geil seit den 50er-Jahren die Werbung für den VEB Fettchemie Karl-Marx-Stadt.
Fewa, Fit, Fay, Wab, Flibol, Duolit, Duotex und andere Produkte bekamen durch ihn ihr markantes Erscheinungsbild.
|
Diesen Beitrag von fand ich im Ost-Diskussionsforum von www.zonentalk.de
Wie kann man einen Ostdeutschen erkennen? Ganz leicht: „Fit“ heißt das Zauberwort. So gut wie jeder im Osten kennt das Geschirrspülmittel. Eigentlich kein Wunder, deckte die Abwaschhilfe früher doch 85 Prozent des DDR-Bedarfs. Die Werbung für das Markenprodukt in den 50er und 60er Jahren tat das übrige. Später wurde sich diese Art von Kundenfang gespart, die dünne Warendecke machte Werbung überflüssig. Warum für etwas Reklame machen, wenn es dann doch nicht zu kaufen war? Typisch DDR.
Horst Geil, Jahrgang 1919, erdachte das Fit-Markenzeichen, den Fit-Tropfen, eine fröhlich zwinkernde Figur, aus Tropfen und Pfeil zusammengesetzt. Nach Krieg und Gefangenschaft kehrte der gebürtige Chemnitzer 1948 in seine Heimatstadt zurück. Der gelernte Gebrauchsgrafiker wurde Atelierleiter im VEB Fettchemie und in den Fewa-Werken.
Auch das Waschmittel „Fewa“ brachte man mit einer einprägsamen Werbefigur an die Frau. Die „Fewa-Johanna“ wurde zwar bereits 1938 von Karl Nebel entworfen, aber erst Horst Geil verpaßte ihr ein neues Aussehen. „Vor allem reizte mich, das bereits vorhandene Markenbild der Fewa-Johanna aus seiner Erstarrung zu lösen, ihm Leben und Inhalt zu geben“, erklärt Geil. Die Figur wurde etwas runder, kompakter, freundlicher, aber auch anmutiger in ihrer Haltung. So, wie sich das eben für eine sozialistische Hausfrau gehörte: Putzen und Waschen – und trotzdem ganz Frau sein. Erinnern Sie sich?
An dem Schaffen Horst Geils läßt sich exemplarisch die Entwicklung der DDR-Grafik nachvollziehen. Ganz der in den 30er Jahren absolvierten Ausbildung verpflichtet, zeigen die ersten Werbegrafiken schöne, attraktive Menschen in naturalistischer Pose. Man könnte auch Kitsch dazu sagen. Bestes Beispiel dafür ist ein Plakat, das für „Lebona Nussöl“ (1953) wirbt. Eine schöne blonde Frau mit Schmollmund badet in der Sonne, geschützt von einer Flasche des angepriesenen Produkts. Die Ufa-Filmästhetik läßt grüßen.
Geil leistete sich auch einige Ausrutscher, etwa die Werbegrafik für das Waschmittel „Fedal“ (1952). Da sieht man unter dem Slogan „Für Muttis große Wäsche“ einen Jungen ziemlich blöde lachen.
Ab 1955 arbeitete Horst Geil als freischaffender Grafiker, entwickelte Markenbilder für das Waschmittel „Fay“, den Wetterschutz „Wab“ und die Insektenvernichter „Duolit“ und
„Flibol“. Letzterer warb unfreiwillig komisch – auch das ein Markenzeichen von DDR-Werbung – mit einer Szene aus dem Alltag einer Hausfrau, die mit der Fliegenklatsche auf dem Stuhl umzukippen droht. Da sollte sie lieber zu „Flibol“ greifen, rät die Werbung, das „wirkt schneller und besser.“
Doch die Formensprache Geils wurde klarer, der reduzierte Stil Markenzeichen vieler seiner Arbeiten. Und auch die Farbenwahl geriet manchmal geradezu kühn, es lassen sich gar konstruktivistische Anklänge finden. Für das Waschmittel „Fay“ entwarf Geil schon 1957 ein Plakat mit für DDR-Verhältnisse ungewohnter Optik. Eine stilisierte Frau mit ausgestreckten Armen teilt das Bild in Segmente, die farblich in Blau und Weiß gehalten sind. Dazu sattes Rot und ein Strichmuster im Kleid – neue Grafikelemente und ein anderes, moderneres Frauenbild. Keine „Fewa-Johanna“ mit Kittelschürze und Dutt mehr.
ist freier Journalist und arbeitet für taz, Tagesspiegel, Handelsblatt und FAZ.
Vielen Dank für die "Leihgabe".
|